Welche Gefahren und Risiken bringt man mit dem Glücksspiel in Verbindung? Spielsucht. Manipulierte Automaten bei unseriösen Anbietern. Doch niemand denkt an Deepfakes oder an KI-generierte Identitäten.
Betrüger umgehen KYC Prozesse mittels KI-Technologie
Es gibt viele verschiedene Online Casinos, die mit unterschiedlichen Spielen und Boni auf sich aufmerksam machen. Eine Sache ist aber fast immer gleich: Verifizierung. Der Betreiber will wissen, wer auf seiner Plattform unterwegs ist. Wer etwa heutzutage über Econo.de ein Online Casino gefunden hat, der wird bei der Kontoeröffnung verschiedene Daten angeben müssen, die dann überprüft werden. Dabei handelt es sich um den Know Your Customer-Prozess. Verifizierung erfolgen heute mittels Lichtbildausweis bzw. muss auch die Adresse mittels Verbraucherrechnung verifiziert werden. Ein Prozess, der durchaus aufwändig ist und auf den ersten Blick nicht manipuliert werden kann. Doch das stimmt nicht ganz.
Tatsächlich setzen Betrüger die Künstliche Intelligenz – KI – dazu ein, um gefälschte Adressnachweise oder auch Ausweisdokumente zu erstellen; mit sogenannten Deepfakes werden vermeintlich reale Personen geschaffen, sodass dann auch der KYC Prozess – Know Your Customer – umgangen werden kann. Das heißt, die Betrüger eröffnen Konten in Online Casinos für Personen, die es nicht gibt. Selbst Sprachklone können heute von KI-Programmen erstellt werden; mittels KI ist es sogar möglich, dass das Verhalten von echten Personen nachgeahmt werden kann, sodass selbst eine Verifizierung per Videoanruf oder Telefon erfolgreich durchgeführt wird.
Mit den falschen Identitäten können die Kriminellen etwa illegal erworbenes Geld waschen und problemlos in den legalen Geldkreislauf integrieren. Der Betrüger überweist das Geld auf das gefälschte Konto, erfüllt dann die Umsatzbedingungen durch Casinospiele oder Sportwetten und beantragt dann die Auszahlung.
Werden falsche Identitäten erstellt, dann können auch Boni des Online Casinos missbräuchlich verwendet werden. Werden mit den gefälschten Identitäten mehrere Konten erstellt, können die Bonusangebote mehrfach aktiviert werden. Des Weiteren nutzen Kriminelle auch die falschen Identitäten für den sogenannten Referral-Betrug. Das bedeutet: Belohnt das Online Casino den Kunden mit einer Provision, wenn er neue Freunde anwirbt, kann mit unzähligen Deepfake-Konten das System problemlos missbraucht werden.
Betreiber von Online Casinos müssen mit hohen Strafen rechnen
Wenn der Glücksspielanbieter mittels Deepfakes getäuscht wird, dann folgen hohe Strafen, weil es Verstöße gegen die KYC Vorgaben gegeben hat bzw. wurde in diesem Fall auch gegen die Anti Money Laundering – AML – Richtlinien verstoßen. Bei den AML Vorschriften handelt es sich um eine europaweite Vorgabe für Glücksspielanbieter, die von Seiten der Europäischen Anti Geldwäsche-Behörde – AMLA – geschaffen worden sind.
Dr. Michaela MacDonald ist an der Queen Mary University of London tätig; die Dozentin für Recht und Technologie weiß, welche immer größer werdende Gefahr durch Deepfakes ausgeht: „Synthetischer Identitätsdiebstahl ist eine Art von Betrug, bei dem echte und gefälschte personenbezogene Daten kombiniert werden, um eine völlig neue, gefälschte Identität zu erzeugen. […] Zusammen mit Sprachklonen, Verhaltensnachahmung und Deepfake-Technologien können KI-generierte synthetische Identitäten herkömmliche KYC-Systeme leicht umgehen – indem sie Gesichtserkennung aushebeln, Support-Chats manipulieren oder sprachaktivierte Authentifizierung austricksen”.
Sicherheitsprozesse müssen aktualisiert werden
Aber wie kann man sich vor derartigen Betrügereien als Glücksspielanbieter schützen? Von Seiten der britischen Glücksspielkommission – der UK Gambling Commission – gab es den Rat, man solle die Mitarbeiter dahingehend schulen, wie KI-generierte Identitäten und Dokumente erkannt werden können. So ist es möglich, dass etwaige Betrugsversuche schon im Keim erstickt werden. Des Weiteren sei es erforderlich, Veränderungen beim KYC Prozess vorzunehmen. Das heißt, man müsste weitere Sicherheitsmaßnahmen setzen, damit Deepfake-Betrug unmöglich gemacht wird.
Welche das sein könnten? Device-Fingerprinting, also der Geräte-Fingerabdruck, sowie auch biometrische Verfahren zur Gesichtserkennung. Aber auch die Geolokalisierung würde eine Möglichkeit darstellen. „Diese Werkzeuge arbeiten zusammen, um Verifizierungsprozesse zu zentralisieren, große Datenmengen auf subtile Unstimmigkeiten zu analysieren und maschinelles Lernen zu nutzen, um sich entwickelnde Betrugsmuster schneller und genauer zu erkennen. […] Die Umsetzung ist jedoch sehr unterschiedlich. Hochwertige Abwehrmaßnahmen erfordern erhebliche Investitionen – und viele Betreiber verwenden dieselben KI-Tools zur Verifikation, die Betrüger für Angriffe nutzen”, so Dr. MacDonald.
Damit also die immer größer werdende Gefahr von Deepfakes eingedämmt werden kann, sind also weitere Maßnahmen zu ergreifen, die die Glücksspielbranche vor neue Herausforderungen stellen wird. Denn es geht darum, nicht nur entsprechende Angebote für Kunden zu schaffen, sondern auch Sicherheitsprozesse zu optimieren, damit man sich selbst vor Betrügern schützt.
Passende Artikel:
Die Zukunft des iGaming: Wie KI und Big Data Trends vorhersagen