Unsere Augen sind eines der wichtigsten Sinnesorgane – sie liefern uns über 90 % der Sinneseindrücke, die wir täglich wahrnehmen. Trotz dieser Bedeutung werden augenärztliche Untersuchungen und Sehtests oft vernachlässigt, obwohl eine rechtzeitige Diagnose von Sehproblemen und Augenkrankheiten die Lebensqualität enorm verbessern kann. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis zu 80 % aller Sehstörungen behandelt oder vermieden werden. Prognosen zufolge wird bis 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein – ein alarmierender Trend, der Handlungsbedarf signalisiert. Daher ist es essenziell, sich mit den Ursachen, den verschiedenen Arten von Sehschwächen und den Möglichkeiten der Vorsorge auseinanderzusetzen.
Woran erkennt man eine Sehschwäche?
Sehprobleme entwickeln sich häufig schleichend und bleiben lange unbemerkt. Typische Anzeichen für eine Sehschwäche sind:
- Verschwommenes Sehen: Schwierigkeiten, Objekte in der Nähe oder Ferne klar zu erkennen, treten oft zuerst beim Lesen oder bei Bildschirmarbeit auf. Viele Menschen bemerken diese Symptome erst, wenn sie ständig ihre Augen zusammenkneifen oder Schwierigkeiten haben, Straßenschilder zu erkennen.
- Kopfschmerzen und Augenschmerzen: Besonders nach langer Bildschirmarbeit oder intensivem Lesen können diese Beschwerden auftreten. Sie sind ein Warnsignal, dass die Augen überanstrengt sind.
- Probleme bei Dämmerung oder Dunkelheit: Nachtblindheit und eine erhöhte Blendempfindlichkeit machen es schwierig, sich in schlecht beleuchteten Umgebungen zu orientieren.
- Doppeltsehen: Dieses Symptom kann auf eine Koordinationsstörung der Augen hinweisen und sollte dringend abgeklärt werden.
Laut Studien ist bei Erwachsenen über 40 Jahren die Wahrscheinlichkeit, Sehprobleme zu entwickeln, deutlich erhöht. Dabei sind Frauen etwas häufiger betroffen als Männer. Frühzeitige Tests können hier wertvolle Hilfe leisten.
Arten von Sehschwächen
Es gibt verschiedene Arten von Sehschwächen, die individuell behandelt werden müssen:

- Kurzsichtigkeit (Myopie): Kurzsichtige Menschen können Objekte in der Nähe scharf sehen, während entfernte Objekte verschwommen erscheinen. Diese Fehlsichtigkeit tritt oft im Kindes- oder Jugendalter auf und verschlechtert sich häufig bis ins junge Erwachsenenalter.
- Weitsichtigkeit (Hyperopie): Menschen mit Weitsichtigkeit haben Schwierigkeiten, nahe Objekte klar zu sehen, was sich insbesondere beim Lesen oder Arbeiten am Computer bemerkbar macht. Diese Fehlsichtigkeit kann in jedem Alter auftreten.
- Astigmatismus: Eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut oder Linse führt zu verzerrtem oder unscharfem Sehen. Diese Sehschwäche ist oft angeboren, kann aber durch eine Brille korrigiert werden.
- Alterssichtigkeit (Presbyopie): Ab etwa 40 Jahren nimmt die Flexibilität der Augenlinse ab, was das Fokussieren auf nahe Objekte erschwert. Gleitsicht- oder Lesebrillen bieten hier eine effektive Lösung.
Jede dieser Sehschwächen kann unterschiedliche Auswirkungen auf den Alltag haben. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um langfristige Einschränkungen zu vermeiden.
Regelmäßige Sehtests: Warum sie wichtig sind
Sehtests sollten regelmäßig durchgeführt werden, um Veränderungen der Sehkraft frühzeitig zu erkennen. Experten empfehlen folgende Intervalle:
- Kinder: Einmal im Jahr, um Sehprobleme frühzeitig zu erkennen. Bereits bei Grundschülern trägt fast jedes zehnte Kind eine Brille.
- Erwachsene bis 40 Jahre: Alle zwei bis drei Jahre, sofern keine Beschwerden vorliegen. Berufsgruppen, die ständig auf Bildschirme schauen, sollten häufiger testen lassen.
- Erwachsene ab 40 Jahre: Alle ein bis zwei Jahre, da das Risiko für Augenkrankheiten wie Glaukom oder Katarakt ab diesem Alter signifikant steigt.
Ein Sehtest dauert in der Regel nur wenige Minuten. Mithilfe moderner Geräte wie Autorefraktometern und Spaltlampen können Optiker und Augenärzte detaillierte Informationen über den Zustand Ihrer Augen gewinnen und bei Bedarf geeignete Brillen empfehlen.
Augenuntersuchungen: Diagnostik und Methoden
Bei einem umfassenden Augencheck werden neben der Sehschärfe auch andere Faktoren untersucht:
- Gesichtsfeldprüfung (Perimetrie): Diese Untersuchung misst das periphere Sehen und hilft, Krankheiten wie Glaukom frühzeitig zu erkennen.
- Augeninnendruckmessung (Tonometrie): Ein erhöhter Augeninnendruck ist ein wichtiger Indikator für Glaukom und sollte regelmäßig überprüft werden.
- Spaltlampenuntersuchung: Ermöglicht eine detaillierte Betrachtung der Hornhaut, Linse und des vorderen Augenabschnitts.
- Augenspiegelung (Funduskopie): Diese Methode wird verwendet, um die Netzhaut und den Sehnerv zu beurteilen, insbesondere bei Patienten mit Diabetes oder Bluthochdruck.
- Farbsinnprüfung: Mit speziellen Tests wie den Ishihara-Tafeln kann eine Farbsehschwäche diagnostiziert werden.
Moderne Technologien wie die optische Kohärenztomografie (OCT) ermöglichen eine noch genauere Diagnose, indem sie detaillierte Bilder der Netzhautstruktur liefern.
Augengesundheit: Praktische Tipps für den Alltag

- UV-Schutz: Hochwertige Sonnenbrillen mit 100 % UV-Schutz bewahren die Augen vor schädlicher Strahlung. UV-Strahlung kann die Linse und Netzhaut nachhaltig schädigen.
- Bildschirmpausen: Die 20-20-20-Regel (alle 20 Minuten für 20 Sekunden in 20 Meter Entfernung schauen) hilft, die Augen bei intensiver Bildschirmarbeit zu entlasten.
- Ernährung: Lebensmittel wie Spinat, Brokkoli und andere grüne Gemüse enthalten Nährstoffe wie Lutein und Zeaxanthin, die die Augengesundheit fördern. Eine ausgewogene Ernährung hilft, das Risiko für altersbedingte Augenkrankheiten zu senken.
- Hydration: Täglich 2-3 Liter Wasser helfen, trockenen Augen vorzubeugen und den Tränenfilm zu stabilisieren.
- Hygiene: Kontaktlinsen sollten ordnungsgemäß gereinigt und Schminkutensilien regelmäßig gesäubert werden, um Infektionen zu vermeiden.
- Frische Luft: Tägliche Spaziergänge reduzieren die Belastung durch trockene Raumluft und fördern die Durchblutung.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Sowohl bei Augenoptikern als auch bei Augenärzten helfen Untersuchungen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Kosten und Verfügbarkeit von Sehtests
In Deutschland bieten viele Optiker einfache Sehtests kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr an. Komplexere Untersuchungen wie die Bestimmung von Gleitsichtgläsern können kostenpflichtig sein. Eine augenärztliche Untersuchung, insbesondere zur Diagnose von Krankheiten, ist jedoch oft durch die Krankenkasse abgedeckt.
Zukunftsperspektiven der Augengesundheit
Internationale Bemühungen, wie die der World Health Assembly, zielen darauf ab, bis 2030 die Hauptursachen für Fehlsichtigkeit durch bessere medizinische Versorgung und präventive Maßnahmen zu reduzieren. Durch den Einsatz moderner Technologien wie der optischen Kohärenztomografie (OCT) können Krankheiten früher erkannt und behandelt werden.
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