Neulich, im Austausch mit KollegInnen und Freunden, fiel mir auf, dass wir oft gleich mit „Gossiping“ beginnen – wir jammern, raunzen und „kotzen uns verbal aus“, wie schlecht es uns geht. Da kam die Frage auf: „Gibt es denn gar nichts Positives zu erzählen? Ist Jammern das Einzige, worüber wir reden können? Oder geht kommun(e)izieren auch anders?“.
Mit dieser Frage im Kopf und meinem Firmencredo „wir bewegen Begegnung!“ im Herzen, dachte ich darüber nach, was ich an Theorie über Kommunikation gelernt habe. Ein Satz aus einem Buch kam mir in den Sinn: „85 % der Probleme in Unternehmen sind kommunikativer Art!“ Wie wahr, dachte ich.
Labern wir oder kommun(e)izieren wir wirklich?
Wenn ich Kommun(e)ikation schreibe, meine ich, dass wir miteinander kommunizieren sollten – nicht einseitig oder gegeneinander. Eine Kommune ist eine Gemeinschaft, in der wir uns gegenseitig unterstützen. Und Kommunikation umfasst viel mehr als bloße Worte: unsere Körpersprache, Tonfall, Wortwahl. Frei nach Paul Watzlawick, „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Alles, was wir tun oder sagen, ist bereits ein Kommunikationsversuch – bewusst oder unbewusst. Doch wie oft raunzen und jammern wir, statt eine echte Verbindung herzustellen? Besonders bei uns in Österreich scheint das berühmte „Raunzen“ an der Tagesordnung zu sein, insbesondere über die eigenen Schwächen: „Ich bin zu blöd für…“, „Ich kann das nicht…“, „Ma, bin ich potschad!“ Dieses „Labern“ bringt uns jedoch oft keinen Schritt weiter.
Wie könnte nun eine bessere Kommun(e)ikation aussehen? Hier einige einfache Ansätze:
- Aktives Zuhören
Wirklich zuhören heißt, das Gesagte ernst zu nehmen und nicht nur auf die Antwort zu warten. Man kann auch paraphrasieren: „Verstehe ich dich richtig, wenn du sagst…?“ Dies zeigt echtes Interesse und ermöglicht es dem Gegenüber, sich verstanden zu fühlen. - Ich-Botschaften statt Du-Botschaften
Konflikte lassen sich oft durch Ich-Botschaften entschärfen. Statt „Du hörst nie zu!“ wäre „Ich fühle mich übergangen, wenn ich nicht ausreden kann.“ Das bewahrt das Gegenüber vor Schuldzuweisungen und schafft Raum für einen respektvollen Dialog. - Offene Fragen stellen
Statt „Warum hast du das so gemacht?“ lieber „Was hat dich zu dieser Entscheidung inspiriert?“ Das regt zum Nachdenken an, ohne zu urteilen, und lädt zu einer offenen, neugierigen Antwort ein. - Spiegeln
Spiegeln bedeutet, das Gesagte des anderen zu wiederholen, zum Beispiel: „Du wirkst frustriert, weil…“ Es zeigt Verständnis und ermutigt das Gegenüber, weiter darauf einzugehen, wodurch Nähe und Verständnis entstehen. - Perspektivwechsel
Ein einfacher Weg, neue Sichtweisen zu gewinnen, ist die Frage: „Wie würde jemand von außen das Ganze sehen?“ Dadurch können wir die Situation oft objektiver und lösungsorientierter betrachten. - Pausen nutzen
Statt sofort zu antworten, kann eine kurze Pause helfen, die Gedanken zu sammeln und dem Gesagten Raum zu geben. Ein kleiner Moment der Stille kann das Gespräch vertiefen und zeigt, dass man ernsthaft zuhört. - Dankbarkeit und positives Feedback
Ein einfaches „Danke, dass du dir die Zeit genommen hast“ oder ein „Ich schätze deine Offenheit“ zeigt Wertschätzung und ermutigt zu weiterer Offenheit. Positives Feedback wirkt wie ein kleines Geschenk und stärkt das Vertrauen.
Fazit zum Thema „Labern“
Mit diesen Methoden schaffen wir eine Kommunikation, die nicht nur Verbindungen aufbaut, sondern auch Lösungen findet – Kommun(e)ikation, die das Jammern überwindet und echtes Verstehen fördert.
Für alle, die das „Raunzen“ brauchen und vielleicht durch meinen Artikel diverse „Raunz“-Verlustängste spüren, kann ich beruhigen: Ein Psychotherapeut erzählte mir einmal, dass „Raunzen“ durchaus eine befreiende Funktion hat und eine Form des emotionalen Ausdrückens sein kann. Man könnte es also auch als „therapeutisches Jammern“ bezeichnen! Vielleicht darf es gelegentlich als emotionales Ventil bleiben – die Hauptsache ist, dass wir wissen, wann und wie wir kommun(e)izieren wollen.
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