Führen und Scheitern – welcher Zusammenhang besteht zwischen ihnen? Diesen Satz hat mir Chris Steiner im Interview diese Woche mitgeteilt. Ich gebe zu, er hat mich sofort fasziniert darüber nachdenken lassen, ob er auch tatsächlich der Realität entspricht.
Social Media und Scheitern
Schauen wir auf Social Media und Co., dann ist Führen keineswegs mit Scheitern gleichzusetzen. Viel zu sehr wird auf vermeintliche Erfolge gepocht und diese dick und fett präsentiert. Je erfolgreicher, desto besser. Als Otto-Normal-Mensch bekommt man instantan einen Minderwertigkeitskomplex, so fett ist die Rolex, die ohne Wenn und Aber im neuesten Reel geflext wird. Und was gezeigt wird, muss ja auf jeden Fall der Realität entsprechen, sonst würde es nicht gezeigt werden….oder etwa doch nicht?
Fakt ist, Erfolge verkaufen sich besser als Fehlentscheidungen, gerade in der kurzlebigen Welt von Social Media. Ich weiß auch aus guter Quelle, dass einige der Leute, die über ihre Erfolge erzählen, auch tatsächlich diese Erfolge feiern. Allerdings gingen diesen Erfolgen oftmals Jahre oder Jahrzehnte an Durststrecken und Enttäuschungen voraus. Ist halt nicht so sexy, dies zu kommunizieren.
Erziehung und Scheitern
Natürlich musste ich bei dem Satz auch sofort an Erziehung denken. Als Vater von drei Kindern liegt dies irgendwie auf der Hand. Und meine jüngste Tochter zeigt mir sehr schnell das Scheitern meines Führungsstils auf. Anfangs habe ich versucht, meine Tochter zu ändern, damit sie sich an meinen Führungsstil anpasst, heute passe ich meinen Führungsstil – der Begriff klingt in diesem Zusammenhang vielleicht etwas unangebracht, wem er nicht passt, kann gerne Erziehungsstil stattdessen einsetzen – an meine Tochter an. Vielleicht ist das auch das Geheimnis von Erfolg – nicht einen einzigen Führungsstil zu haben, also kein “One-trick-Pony” zu sein, sondern variabel vorzugehen. Manchmal diplomatisch, manchmal bestimmter, immer abwägend, welches Ziel man erreichen und welchen Preis man dafür zu löhnen bereit ist. Manchmal gebe ich nach in Dingen, die bei genauerer Betrachtung vielleicht gar nicht so wichtig sind, dafür setze ich mich in wichtigen Dingen – Zähneputzen – durch. Es ist ein Geben und ein Nehmen.
Scheitern an uns selbst
Der größte Feind liegt in unserem eigenen Bett, heißt es so schön. Damit ist nicht meine wunderbare Frau gemeint, sondern ich selbst. Egal, welches Ziel ich auch erreichen möchte, prinzipiell brauche ich Selbstüberwindung, um es zu erreichen. Es liegt an uns ganz allein, herauszufinden, wie diese Selbstüberwindung am besten klappt. Ich mag zum Beispiel nichts, was mit Papierkram zu tun hat. Eigentlich überraschend, wenn man bedenkt, dass ich seit 10 Jahren Schriftsteller bin. Aber Buchhaltung, etc. das ist für mich blanker Horror und kostet mich nicht nur Zeit, sondern Lebensqualität. Das Gefühl jedoch, Papierkram erledigt zu haben, ist weitaus beglückender als das Gefühl, diesen Papierkram noch erledigen zu müssen. Mittlerweile bezahle ich Menschen dafür, die mir den Papierkram erledigen. Zuvor musste ich jedoch zig Male an mir und an der Buchhaltungs-Deadline scheitern.
Wie wird man nun eine gute Führungskraft?
Ich denke, Chris Steiner hat schon Recht. Wir benötigen die Bereitschaft, Fehler zu machen, denn jede Entscheidung birgt auch die Gefahr, grandios zu scheitern. Übrigens auch jede Nicht-Entscheidung, aber dafür unauffälliger. Doch das ist nicht genug – hinzu muss ein Gefühl für das Gegenüber kommen, dass ich es mit einem Menschen zu tun habe, den ich da führen will und dem ist mitunter “scheißegal” (bitte verzeihen Sie mir den Ausdruck), was mein Ziel ist. Ich sollte mich fragen, wie kann ich diese Person dazu bringen, mit mir gemeinsam in diese Richtung zu gehen? Sei es die Tochter, die mal wieder nicht aus der Badewanne will oder ein Mitarbeiter, der ebenfalls keine Lust auf Papierkram hat – mein Gott, ich verstehe ihn.
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