Ich liebe gute Filme. Seit ich denken kann, sehe ich mir Blockbuster an, wann immer ich die Möglichkeit dazu habe, gern auch noch immer im Kino, weil ich das Flair so liebe. Insofern sehe ich Kinofilme als Ausdruck des Zeitgeistes. Filme, beziehungsweise die Filmstudios dahinter, versuchen die Bedürfnisse der potenziellen Kinoticketkäufer zu befriedigen. Die Mission-Impossible-Reihe mit Tom Cruise begleitet mich seit meiner Zeit im Gymnasium. Insofern freute ich mich auf den letzten Teil der genialen Saga.
Filme verraten viel über die Gesellschaft
Ich muss sagen, dass die letzten Jahre, schon vor Corona, die Qualität der Filme enorm nachgelassen hat. Nicht, was das Technische betrifft, das wird sogar immer besser, finde ich. Sogar Filme mit niedrigem Budget können „schön“ aussehen. Immer häufiger beschleicht mich jedoch das Gefühl, dass „Technik“ oder „Ästhetik“ wichtiger als die Geschichte (=der Plot) genommen wird. Was ich jedoch meine, ist das Erzählerische beziehungsweise die erzählerische Stringenz. Diese wird meist geopfert für wahnsinnig dramatische Szenen, die den Zuschauer so beeindrucken sollte, dass er logische Fehler nicht mehr allzu wichtig nimmt. Oberflächlich sind beinahe alle Filme der letzten Jahre „gut“. Sobald man jedoch sein Hirn einschaltet, ist es vorbei.
Mission Impossible lässt dein Hirn nicht zur Ruhe kommen
Ich nehme den letzten Film der Saga: „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ mit Tom Cruise in der Hauptrolle, weil es mir dort so richtig aufgefallen ist. Der Film läuft beinahe drei Stunden und lässt den Zuschauer kaum „Luft“ holen. Was meine ich damit? Es kommt eine Actionsequenz, ein Plot-Twist, ein unglaublicher Stunt nach dem anderen. Wir werden die ganze Zeit enorm visuell und auditiv beschallt. Nach den drei Stunden war ich richtig erschöpft, weil mein Hirn diese Geschwindigkeit kaum verarbeiten kann. Die Story, die Motive der Charaktere und die Charakterbildung bleiben natürlich auf der Strecke. Wie bereits gesagt: oberflächlich und zur kurzfristigen Belustigung ein tolles Spektakel. Gräbt man jedoch tiefer, dann wird es äußerst dünn. Wir wissen nicht, weshalb die Bösewichte böse sind. Der Film ist wirklich „sinnlos“. Von Logikproblemen rede ich noch gar nicht. Dennoch hat er weltweit an die 450 Millionen Dollar eingespielt.
Was hat dies mit uns als Gesellschaft zu tun?
Moderne Filme scheinen darauf aus zu sein, nur keine Ruhe aufkommen zu lassen, in welchem die Zuschauer sich Gedanken machen können. Die Schnitte werden immer schneller, keine Pause darf länger als ein paar Sekunden sein. Entertainment und dies in sagenhafter Geschwindigkeit. Legen wir dies auf unseren alltäglichen Medienkonsum um, dann erkennen wir, dass Filme wie Mission Impossible eine logische Konsequenz daraus sind. Die Unterhaltungselemente werden immer kurzweiliger. Wenn ein Reel nicht innerhalb von Sekundenbruchteilen überzeugt, wird es weggewischt. Unterhaltung findet in Sekundenblöcken statt. Ich erkenne an mir selbst, dass ich es immer schwieriger finde, Bücher zu lesen und meine Konzentration hochzuhalten. Vielleicht einmal das Buch weglegen und über den Inhalt einzelner Sätze nachlesen – das geschieht immer seltener.
Die Sucht nach neuen Inhalten, die immer spektakulärer und schneller vor sich gehen, hat Priorität. Oberflächlichkeit hat Vorrang und das auf allen Ebenen.
Werden wir durch die Zunahme an Geschwindigkeit blöder?
Das hängt vielleicht davon ab, was wir unter Intelligenz verstehen. Auf jeden Fall wird alles immer schneller. Der französiche Philosoph Paul Virilio beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit der Zunahme der Geschwindigkeit in unserem Leben und beleuchtet, welche Auswirkungen dies auf uns hat. Wenn ich an mir selbst, der in den 80er und 90er-Jahren aufgewachsen ist – ohne Computer, Smartphone und Internet – Veränderungen bemerkt, wie geht es dann den sogenannten „Digital Natives“, die bereits im Kinderwagen eine eigene YouTube-Playlist haben? Ruhe, Stillstand und Durchatmen wird immer öfter, vor allem in der Wirtschafts- und Arbeitswelt, als negativ, beziehungsweise unbequem wahrgenommen. Der größte Feind der Moderne scheint aufkeimende Langeweile zu sein. Wie haben wir Kinder der 80er und 90er unsere Kindheit und Jugend überlebt? Das Leben war nicht immer angenehm, aber in jedem Fall „langsamer“.
Ein Hoch auf die Langsamkeit
Mein eigenes Berufsleben ist ähnlich gestrickt. Durch neue Technologien und den damit verbundenen Möglichkeiten, berate und begleite ich nicht mehr fünf Kunden, sondern an die 25. Künstliche Intelligenz und Co. werden dafür sorgen, dass sich die Dinge um uns herum noch schneller entwickeln und verändern. Ich habe kein Problem damit, Weiterentwicklung und Veränderung positiv zu sehen. Was ich jedoch nicht als positiv sehe, ist, dass wir uns nicht mehr die Zeit nehmen, diese Entwicklungen zu reflektieren. Mehr und schneller ist nicht immer besser. Manchmal sehne ich mich tatsächlich in die Zeit zurück, als man keine Möglichkeit hatte, ein He-Man Comic vor Ort zu kaufen. Durch meine Verwandtschaft musste ich bis zu einem Jahr auf Comic-Nachschub warten, um mein Bedürfnis zu befriedigen. Die Vorfreude war enorm. Heute erledige ich solche Sachen mit einem Klick. Schnellstmögliche Bedürfnisbefriedigung vielleicht bald mit Drohnen innerhalb von Stunden geliefert.
Was können wir tun?
Die Geschwindigkeit macht uns zu schaffen. Das bemerke ich in beinahe jedem Gespräch mit meinem Umfeld. Alle sind gestresst, Langsamkeit ist verpönt. Wenn es Ihnen auch so geht, legen Sie das Smartphone mal für einen Tag zur Seite und schnappen Sie sich ein Buch. Denken Sie über den Inhalt nach. Entwickeln Sie Alternativszenarien. Wie hätte die Geschichte anders verlaufen können? Wie wäre die Geschichte noch besser? Ein Buch gibt Ihnen mit Sicherheit mehr Zeit und Raum zum Nachdenken wie ein Mission:Impossible-Film. Viel Spaß bei der neu entdeckten Langsamkeit.
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